Offener Brief an die SDR-Chefredaktion

Die Jungen Liberalen sind verwundert über einige neue Sendekonzepte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, insbesondere über das der Pro & Contra Redaktion (TV).

Offensichtlich herrscht ein gravierendes Mißverständnis bezüglich des Wortes und bindenden politischen Programmauftrages des öffentlich-rechtlichen Rundfunks „überparteilich“.

Damit ist nicht etwa ein politisches Dauerstrickmuster „einer links, einer rechts“ gemeint, sondern die möglichst ausgewogene und objektive Berichterstattung.

Nach Akzeptanz einer solchen Interpretation erscheint eine Sendung wie Pro & Contra, die eine echte Institution war, als nicht verständlich. Als Anwälte die Bundesvorsitzende der Jungsozialisten und die bisherige stellv. JU- Bundesvorsitzende zu verpflichten, ist nicht nachvollziehbar. Abgesehen davon, daß eben keine Ausgewogenheit dadurch erreicht wird, daß zwei Großparteien sich den Bildschirm teilen, und dabei mindestens drei weitere politische gleichberechtigte eigenständige politische Strömungen unter den Tisch fallen, müssen ernsthafte Bedenken gegen die Wahrnehmungsvorgänge einiger weniger politischer Redakteure geltend gemacht werden. Denn an ihnen geht die immer weiter verbreitete Meinung, daß es sich bei eben jenen Parteien, längst nicht mehr um zwei unterschiedliche politische Richtungen handelt, spurlos vorbei.

So kommt es dadurch zur vermeintlich „lustigen Situation“, daß mit zwei Anwälten auch unter den geladenen Experten eine Mehrheit CDU/SPD zu anderen 6:0 steht. Folgt man der Auffassung (was nicht zwingend ist) der Sozialdemokratisierung der Volksparteien, diskutieren also bei Pro & Contra bis zu 6 Angehörige einer (!) politischen Richtung unter sich. Das ist öffentlich-rechtliche Ausgewogenheit?

Zum Abschluß seien noch zwei Anmerkungen gestattet: Wir würden diesen Zustand nicht bemängeln , hätten nicht die ersten Pro & Contra Sendungen eine erbarmungswürdige Kritik an der journalistischen Qualifikation der beiden moderierenden Politiker in weiten Teilen der Presse hervorgerufen und zweitens wäre dies ein Einzelfall. Leider ist dieses CDU/SPD-Scheinausgewogenheit – Muster und Konzept der vierten TV-Sendung und aller politischen Magazine von ARD und ZDF.