[Juliette 3/2017] – Arbeit 4.0 – blockiert die Bürokratie Formen des neuen Arbeitens?

Politik muss mit der Zeit gehen. Sie muss auf Fortschritt und Wandel eingehen. Sie muss Antworten für die Gegenwart, für das Hier und Jetzt und nicht für das Gestern finden. Eigentlich ist dies eine einleuchtende Erkenntnis, die jedoch dem Realitätscheck nicht Stand hält. Die Politik in Deutschland ist nicht mit der Zeit gegangen. Stattdessen lähmen veraltete Regelungen und ein Reformstau die Republik. In wenigen Bereichen wird das so deutlich wie im Bereich der Arbeitswelt.

Viele Gesetze und Verordnungen sind in der jungen Bundesrepublik entstanden und sollten die arbeitsrechtlichen Voraussetzungen der damaligen Industriegesellschaft regeln. Lange Zeit galt es als üblich, nach dem Ende der Ausbildungszeit bei einem Arbeitgeber bis ins Rentenalter tätig zu sein und seine Karriereschritte dort zu durchlaufen. Fünf Tage die Woche, acht Stunden pro Werktag, das Wochenende frei für Familie, Freunde und Beruf. Doch wer arbeitet heute eigentlich noch so? Die Realität ist, dass immer weniger Menschen dieses klassische Arbeits- und Lebensmodell verfolgen.

Stattdessen wechseln wir heute häufiger unsere Arbeitgeber und verfolgen neue Herausforderungen. Viele Jobs erfordern keine starre Nine-to-Five Präsenz im Büro, sondern können auch zu beliebigen Zeiten im HomeOffice ausgeübt werden. Viele Unternehmen tragen dieser neuen Zeit Rechnung und sind offen für neue Formen der Arbeit. Die Politik ist es nicht. Sie kommt nicht in die Gänge, alte Regelungen zu reformieren. Doch müssen nicht die Gesetze an die Lebenswelt der Menschen angepasst sein, anstatt die Menschen an die Bürokratie?

Als Freie Demokraten machen wir als einzige Partei, schlüssige Lösungsvorschläge zu diesen Herausforderungen. Wir wollen beispielsweise die bereits möglichen Langzeitarbeitskonten auch im Alltag anwendbar machen. Sie sollen nicht mehr vom aktuellen Arbeitgeber abhängig sein und so leichter als bisher auf einen neuen Job übertragbar sein. Noch viel wichtiger ist die Flexibilisierung der Arbeitszeitgesetzgebung: Wir wollen die bisherigen Grenzen der täglichen Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzen, um den Arbeitgebern und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, individuellere Absprachen zu treffen, die den neuen Formen der Arbeit Rechnung tragen. Es gibt noch mehr Beispiele dieser Art, wo Freie Demokraten den Menschen die Möglichkeit geben wollen, selbstbestimmt Vereinbarungen zu treffen, um das für sie beste Arbeitsmodell schaffen zu können. Die Blockade solcher Freiheit durch alte Gesetze muss ein Ende haben.

Die Welt ist im Wandel, die Politik steht still. Doch unsere Zeit braucht die passende Politik. Ein weiterer Grund, warum wir bis zum 24. September für den Wiedereinzug der Freien Demokraten in den Deutschen Bundestag kämpfen sollten.

Von Benjamin Strasser.