[Juliette 4/2017] – Contra: Die Kohlekraft ist nicht mehr zeitgemäß.

Face-off

„Der Kohleausstieg – Ist er notwendig oder gehen in Deutschland sonst bald die Lichter aus?”
Der Kohleausstieg ist derzeit ein Dauerbrenner grüner Umweltpolitik. Aber von welcher Bedeutung ist eigentlich ein schneller Kohleausstieg? Ist er überhaupt notwendig? Ein kurzer Blick auf die Zahlen gibt Klarheit. In Paris verpflichtete sich die Bundesrepublik dazu, bis 2030 im Vergleich zu 1990 etwa 60 Prozent CO2 einzusparen. Aktuell liegen wir bei etwas über 30% im Vergleich zu 1990. Das bedeutet, hier liegt noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns, wenn wir überhaupt wieder Anschluss an diese Ziele finden möchten. Darum lasst uns doch dort den Ausstoß reduzieren, wo am meisten ausgestoßen wird. Ca. zwei Fünftel des deutschen CO2-Ausstoßes entfallen auf die Energiewirtschaft. Davon betreffen 87% die Verbrennung von Kohle zur Strom- und Wärmeerzeugung. Wie die Spitze unserer Mutterpartei in der Sondierung immer wieder hat verlauten lassen, wäre es natürlich nicht sinnvoll, hier Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen, um dann am Ende den Kohlestrom aus Polen und den Atomstrom aus Frankreich zu importieren. Doch von dieser Sorge ist abzusehen. 2015 wurde in der BRD 694,7 TWh Strom erzeugt. Davon exportiert wurden 68 TWh, was bei einer sinkenden Importrate zu einem Exportsaldo von 51 TWh Strom führte (Monitoring Bericht 2016, Bundesnetzagentur). Das bedeutet: Etwa jede zehnte Kilowattstunde ist eine Überproduktion, die exportiert wird. Jetzt kann man einen gewissen Anteil damit rechtfertigen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, jedoch deuten die Zahlen auf ein Ungleichgewicht hin. Denn klar ist, Lösungen zur CO2-Reduktion ergeben nur im globalen oder zumindest im europäischen Kontext Sinn. Kritiker meinen hier, dass man als BRD nicht vornweg breschen müsste. Das wäre auch gar nicht notwendig, denn schon ein Blick zu unseren europäischen Nachbarn zeigt, dass wir im Kontext mit dem Kohleausstieg schon jetzt hinterherhinken. So wird beispielsweise der Kohleausstieg in Frankreich und Schweden bis 2022 anvisiert, in Italien, Großbritannien und in Österreich bis 2025, sowie in Finnland, Portugal und der Niederlande bis 2030.
Immer wieder wird die Debatte auch vom Kostenfaktor bestimmt. Hier wird oftmals jedoch nicht vollumfänglich gerechnet. Addiert man die Milliardensubventionen, die in die konventionellen Energien geflossen sind, sowie externe Kosten wie Umweltschäden zum Preis der konventionellen Energien hinzu, so wäre eine Rentabilität erneuerbarer Energien deutlich schneller gegeben. Zur Energiewende gibt es heute noch keinen ultimativen Plan, der uns möglichst einfach zu diesem Ziel bringen kann. Aber wir haben zwei Optionen, entweder betrachten wir den Kohleausstieg weiterhin als Tabu oder wir fördern den Trend hin zu einem schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien
Als Junge Liberale haben wir für uns drei Voraussetzungen für eine zukunftsgerichtete Energiepolitik definiert: Sie soll Versorgungssicherheit gewährleisten und gleichzeitig sauber und sozial sein. Auf die Kohleenergie trifft keine dieser Voraussetzungen zu.

Von Tician Boschert.