[Juliette 4/2017] – Wenn JuLis den Klimawandel bekämpfen wollen, sollten sie laut für eine CO2-Steuer einstehen

Die Weltgemeinschaft hat sich darauf geeinigt, dass sie alles dafür tun wird, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu halten. Das sagt das Pariser Klimaabkommen, das 2016 in Kraft getreten ist. Wir können als junge Generation froh sein, dieses Ziel festgeschrieben zu haben, weil es vor allem um unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen geht. Die Lebensgrundlagen zu erhalten, ist eine existenzielle Aufgabe, vor der die Menschheit steht. Wenn wir das Klimaabkommen ernst nehmen, brauchen wir massive Veränderungen in unserer Lebens- und Wirtschaftsweise.

Bagger mich nicht an, Digger! Kohleausstieg jetzt!
Wir müssen so schnell wie möglich aus der Kohle aussteigen. Momentan exportieren wir dreckigen Strom an unsere Nachbarländer. Wir haben immer noch genug Kapazität, wenn wir die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke und alle Atomkraftwerke abschalten. Christian Lindner schürte in den Jamaika-Gesprächen Ängste vor einer Versorgungsknappheit, die von nichts anderem als Unwissenheit und Verantwortungslosigkeit zeugen. Nicht umsonst hat während der Sondierungen ein Bündnis aus 50 Unternehmen wie ALDI, Siemens oder SAP lautstark den Kohleausstieg gefordert. Gleichzeitig waren wir mit ENDE GELÄNDE in der Kohlegrube und haben Bagger besetzt. Denn wer meint, durch einen freien Markt und rein durch Innovationen würde die Wirtschaft schon irgendwann klimaneutral werden, irrt.

Smart, vernetzt, emissionsfrei
Das sehen wir am Verkehr. Dort gehen die Emissionen nicht etwa runter, sondern hoch. Der Verkehr in Baden-Württemberg macht ein Drittel an unseren Treibhausgasen aus. Für uns bedeutet das nicht, dass wir alle Verbrennungsmotoren durch E-Motoren ersetzen sollten, denn dafür reicht die Stromkapazität nicht aus. Wir brauchen weniger Autos und wir müssen unsere Mobilitätskultur ändern. Vernetztes, autonomes und emissionsfreies Fahren kann dafür sorgen, dass Autos radikal besser ausgelastet werden und nicht 23 Stunden in der Garage rumstehen. Deshalb sehen wir Sharing als zentrales Zukunftskonzept, auch zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Einhaltung des verbindlichen Pariser Klimaabkommens. Und wir sind davon überzeugt, dass mutige Zielvorgaben, etwa den Einstieg in klimaneutralen Verkehr ab 2030, von der Politik vorgegeben werden müssen.

Der wahre Preis ist ein anderer
In einem marktbasierten System, das wir grundsätzlich kritisch sehen, gibt es immerhin die Möglichkeit, externe Kosten zu internalisieren, also den wahren Preis für ein Produkt zu bezahlen. Dass Fleisch oder Flüge heute so billig sind, werden zukünftige Generationen, vor allem in ärmeren Ländern, teuer bezahlen müssen. Wenn die JuLis den Kampf gegen den Klimawandel ernst meinen, würde ich mir deutliche Zeichen für eine CO2-Steuer wünschen, die sich genau anguckt, welchen Einfluss ein Produkt auf die Umwelt hat und diesen miteinrechnet.

Von Marcel Roth.