[Juliette 1/2018] – Erstmal ganz unten anfangen…

„Jeder große Politiker sollte eine Legislatur Kommunalpolitik mitmachen müssen, damit er oder sie weiß, was all die Gesetze und Verordnungen bewirken.“ – Dieser These kann ich einiges abgewinnen, denn wenn du wissen willst, was in Brüssel, Berlin und Stuttgart entschieden wird, dann bekommst du es in der Kommunalpolitik als letztes Glied der Verwaltungsnahrungskette zu spüren, seien es neue Bauverordnungen, gesetzliche Ansprüche auf Kinderbetreuung oder die europäische Norm für Straßenbeleuchtung (DIN EN 13201). Aber genau das macht es so spannend. Du kommst mit allen politischen Themenfeldern direkt in Berührung und kannst Projekte konkret gestalten.

Natürlich braucht es seine Zeit, sich in das ganze Verwaltungsmetier und Kommunalrecht hereinzufinden, aber gerade junge und motivierte Mitglieder können einem Gremium neue Impulse liefern. Auch wenn ich anfangs als „jugendlich frech“ abgestempelt wurde, bestätigen mir manche Kollegen mittlerweile durch ihr wohlwollendes Grinsen, dass ich eine neue, konstruktive Sichtweise einbringe. Aktuell bereite ich meine Haushaltsrede vor. Durchaus gibt es schönere Dinge, mit denen ich meine Abende oder Wochenenden verbringen könnte als mit einem dicken Stapel Papier voller Zahlen, aber mir geht es darum, was dahintersteckt. Hier werden Ausgaben und Investitionen sowie Einnahmen und Schulden festgelegt und ich kann dazu beitragen, dass dies nicht nur mit dem Blick auf heute, sondern auch mit dem Blick für die nächsten Jahrzehnte geschieht, eben Generationengerechtigkeit im Kleinen.

Und warum solltest du dir das gerade als junger Mensch antun?

Da denke ich immer an mein Gymnasium mit Wasserflecken an der Decke, undichten Fenstern und Sanitäranlagen, die man nur im äußersten Notfall aufsuchen wollte. Als ich zur Kommunalwahl 2014 dort zur Diskussion eingeladen wurde, teilte mir eine Schülerin freudig mit, dass ja nun eine der sieben über das Schulgebäude verteilten Sanitäranlagen saniert worden war. Damit es nicht pro Toilettensanierung 15 Jahre dauert, braucht es junge Menschen in den kommunalen Gremien, die Anliegen junger Menschen aus deren Lebensumfeld in den Gemeinde-, Stadt- oder Kreisrat tragen. Sonst wird anhand von „Insider-Informationen“ älterer Menschen entschieden, was junge Menschen brauchen oder wofür Gelder vergeben werden.

Kommunalpolitik ist ein super Trainingsfeld der Politik. Du bist im direkten Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, kannst Projekte in deinem Heimatort konkret mitgestalten und lernst die Verbindungen und Strukturen der Politik kennen.

Neugier geweckt? Gerne kannst du mich kontaktieren, wenn du mehr über die Arbeit als Kommunalpolitiker wissen willst.

Von Carolin Holzmüller