[Juliette 1/2019] – FaceOff: Die private Krankenversicherung

Einer der häufigsten Kritikpunkte, der genannt wird, wenn es um private Krankenversicherungen geht, ist, dass das Vorhandensein von privaten und gesetzlichen Versicherungen auf lange Sicht zu einer Spaltung in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft führen würde.

Natürlich lässt es sich schwer abstreiten, dass Privatversicherte und gesetzlich Versicherte unterschiedlich intensiv behandelt werden, allerdings gilt dies nicht bei Notfällen. Im Notfall wird kein Arzt, der sich wirklich der Heilung des Menschen verschrieben hat, einen Patienten nur auf Grund der Tatsache bevorzugen, wie der Patient versichert ist. Anders ist die Sache bei normalen Untersuchungen, hier erhält die besser zahlende Person eine ausgiebigere Behandlung. Ein Prinzip, welches in Servicebereichen gang und gäbe ist.

Versteht mich nicht falsch, natürlich ist ein Arzt nicht einfach eine Servicekraft, aber da es sich bei Routineuntersuchungen etc. nicht um Notfälle handelt, ist eine unterschiedliche Art der Behandlung für eine höhere Bezahlung absolut legitim. Jeder wünscht sich, nach einer langen Krankheit schnell wieder gesund zu werden. Eine gute medizinische Versorgung und die freie Wahl der Behandlungsmethoden sind die Voraussetzungen dafür.

Ein weiterer Vorteil ist, dass es bei vielen privaten Krankenversicherungen die Möglichkeit gibt, Altersrückstellungen individuell zu bestimmen, um somit die im Alter auftretenden höheren Beiträge bereits in jungen Jahren bezahlen zu können.

Jeder kennt es oder hat es schon einmal zum Beispiel von den Eltern oder Großeltern mitbekommen: Der körperliche Zustand verschlechtert sich mit dem Alter und es werden häufige Arztbesuche nötig, welche die Krankenversicherungen über die Beiträge finanzieren. Durch die Möglichkeit der individuellen Altersrückstellungen kann man also bereits für die Zukunft denken und diese Beiträge zahlen, wenn man noch jung ist und das Geld hat und nicht erst, wenn man im Alter vielleicht sowieso nicht so viel Geld übrig hat.

Das waren jetzt nur zwei Argumente von vielen. Natürlich ist das Zusammenspiel beider Versicherungstypen ausbaufähig, allerdings sollten wir als eine liberale Jugendorganisation den Leuten die Möglichkeit geben, frei zu entscheiden, wie sie sich versichern wollen.

Linus Kretschmer ist Schüler und Beisitzer im Kreisvorstand der JuLis Rhein-Neckar.


Wer in Deutschland die bestmögliche medizinische Versorgung genießen will, lässt sich in der Regel privat versichern. Privilegien wie die freie Ärztewahl, die Chefarztbehandlung oder die zum Teil schnelleren Termine und Wartezeiten machen diese, neben den vermeintlich finanziellen Vorteilen, nämlich sehr attraktiv. Patienten, die hingegen eine gesetzliche Krankenversicherung haben, müssen sich mit einer Mindestversorgung zufriedenstellen, welche sich in der Praxis durch ihre langsamere Terminvergabe und eingeschränkte Behandlung kennzeichnet.

So ist es durchaus legitim und nachvollziehbar, wenn vor allem gesetzlich versicherte Bürger diesen Zustand kritisieren und die Notwendigkeit dieser Unterteilung in privater und gesetzlicher Krankenversicherung hinterfragen. Denn sobald Patienten nicht mehr als zu behandelnde Personen angesehen werden, sondern als Vermögenswerte, welche finanziell lukrativer sind, geraten wir als Gesellschaft in eine Richtung der Zweiklassengesellschaft, bei der nicht jeder Patient gleich viel wert ist, sondern an seinem Potential, Geld zu generieren, bemessen wird.

Dies hat auch Folgen für Privatpatienten, da diese potentiell unwillkürlich überversorgt werden. Ein Beispiel hierfür wäre die unterschiedliche Behandlung von Privat- und Kassenpatienten in Krankenhäusern. Für den Kassenpatienten steht pro Krankheitsbild ein fester Betrag zur Verfügung, welcher am Ende für die Behandlung gezahlt wird. Ist dieser Betrag verbraucht, macht das Krankenhaus einen Verlust, welcher wieder durch Privatpatienten eingeholt werden muss. Diese zahlen nämlich genau so viel, wie die Behandlung letzten Endes gekostet hat. Auch stellt die private Krankenversicherung für besonders junge Menschen eine Falle dar, da private Krankenversicherungen meist als „geldsparend“ angepriesen werden. Dies ist aber eine sehr falsche Vorstellung, denn eine überdurchschnittlich gute medizinische Versorgung für wenig Geld ist nun mal unrealistisch. So kann es sein, dass viele junge Menschen unzureichend informiert in die private Krankenversicherung eintreten und sich bei der Tarifwahl wundern, wo denn das Versprechen der kostengünstigen Versicherung geblieben ist.

So bin ich persönlich der Meinung, dass eine private Krankenkasse nicht förderlich ist für unsere moderne Gesellschaft und wir stattdessen nach einer qualitativ hochwertige Versorgung aller Menschen streben sollten.

Chris Dörsam ist ebenfalls Schüler und JuLi-Mitglied im Kreisverband Mannheim.