[Juliette 1/2019] – Gesundheit? Gesundheit!

Die Gesundheitsversorgung ist ein wesentlicher Faktor, um das Leben vor Ort in den Städten und Gemeinden lebenswert zu gestalten. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung, um gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land sicherzustellen. An erster Stelle steht die ärztliche Versorgung. Hier erachten wir die Wiederherstellung der Attraktivität des Arztberufs als wesentliche Stellschraube. Mit dem Papier „Versorgungskonzept der Zukunft“ wurden die wesentlichen Handlungsfelder identifiziert. Es müssen Angebotsformen entwickelt werden, die den Interessen der Ärztinnen und Ärzte gerecht werden. Dabei geht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Entlastung von Bürokratie. Viele wollen heute nicht mehr in einer Einzelpraxis arbeiten und alle Last auf sich nehmen. Deshalb ist zu überlegen, wie die bisherigen Förderprogramme des Landes weiterentwickelt werden können, um Ärztehäuser zu entwickeln, die deshalb nicht gleich ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sein müssen. Die Wege zur Anstellung sind zu vereinfachen und dabei ist die Option auf eine spätere Niederlassung in Freiberuflichkeit zu stärken. Ganz generell muss die Bürokratie endlich zurück gedrängt werden und nicht nur davon die Rede sein. In Zeiten der Digitalisierung ist es ein unhaltbarer Zustand, dass die Ärztinnen und Ärzte sich im beruflichen Alltag in der Arztpraxis sich noch immer mit bis zu 80 Formularen herumschlagen müssen. Auch bietet die Telemedizin große Chancen, um die Versorgung zu verbessern. Das betrifft insbesondere chronisch kranke Menschen oder auch einfachere Erkrankungen, bei denen man sich einen Rat einholen will. Doch denken wir auch einmal von den Grundlagen des Berufs her. Hier wurden beim Zugang zum Medizinstudium bereits richtige Entwicklungen angestoßen, um von einer Notenfixierung wegzukommen und den sich tatsächlich berufen Fühlenden und qualifizierten jungen Menschen auch ohne Einser-Abitur einen Einstieg zu schaffen. Die Betonung der Allgemeinmedizin im Studium ist zudem ein wichtiger Punkt, um für diesen abwechslungsreichen und spannenden Beruf zu begeistern. Und schließlich muss es auch um Verbesserungen im so genannten Praktischen Jahr gehen. Viel zu oft, werden diese angehenden Ärztinnen und Ärzte mit einem Taschengeld oder gar ganz ohne Entgelt abgespeist. Das wäre in anderen Berufen unvorstellbar und sollte der Vergangenheit angehören.

Gesundheit wird in Zukunft auch mehr gesamtheitlich zu sehen sein. Nicht nur sektorenübergreifend, also ambulant und stationär vereinend, sondern auch interdisziplinär unter Einbeziehung des besonderen Ansatzes der Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Baden-Württemberg ist das Heimatland der Naturheilkunde. Hier sitzen zahlreiche namhafte Hersteller von Naturarzneimitteln. Wir Freien Demokraten sollten für diese Vielfalt unter dem Leitbild des mündigen Patienten eintreten.

Das Stichwort Krankenhäuser fiel bereits. Hier brauchen wir dringend eine Neuausrichtung der Krankenhausplanung und Investitionsförderung des Landes, wie wir es seit Jahren einfordern und in einem Positionspapier festgehalten haben (https://fdp-dvp-fraktion.de/service-und-dienste/downloads/). Es muss transparent klar werden, an welchen Standorten im Land es welche Angebote in welcher Qualität geben soll und wie die konkreten Zuwendungen ausgestaltet sind. Das Instrument der Qualitätssteuerung ist verantwortungsbewusst weiterzuentwickeln. Und es braucht Fördertransparenz hinsichtlich der Zuwendungen des Landes für Investitionen in Krankenhäuser. Denn dies hat noch viel zu oft in gewisser Weise den Charakter einer Blackbox. Und wir wiederholen unsere Kritik aus den Haushaltsberatungen: Es war ein Unding, die Fördermittel um 30 Mio. Euro im Doppelhaushalt zu kürzen. Hier hilft die geringe Erhöhung im Zuge des Nachtragshaushalts nicht wesentlich weiter.


Jochen Haußmann MdL ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg.