Bereits 2020 möchte Facebook mit seiner eigenen Kryptowährung Libra an den Start gehen. Wie der Bitcoin basiert auch Libra auf der Blockchain-Technologie, weist allerdings einen wesentlich geringeren operativen Energieverbrauch auf und ist an wichtige Realwährungen wie den Dollar gekoppelt. Dies soll dem Risiko der hohen Volatilität entgegenwirken und das Vertrauen möglicher Nutzer und Investoren stärken.

Die Reaktionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fallen bislang durchwachsen aus. Die Finanzminister der G7 sehen erhebliche Gefahren für die Finanzmarktstabilität und befürchten eine weitere Zunahme des nicht demokratisch legitimierten Einflusses großer Konzerne. Befürworter argumentieren hingegen, eine digitale Währung vereinfache die Geschäfte mit Entwicklungsländern und Oppositionellen in autoritär regierten Staaten und leiste dadurch einen Beitrag zur Demokratisierung und Entwicklung dieser Länder. Auch Bundesbankpräsident Weidmann sieht Chancen durch schnellere und günstigere grenzüberschreitende Überweisungen.

Die Argumente von Kritikern wie Befürwortern zeigen, dass staatlich gesetzte Rahmenbedingungen für den Handel mit digitalen Währungen dringend nötig sind. Dabei ist zu klären, wie sich Persönlichkeitsrechte schützen lassen und welche Möglichkeiten bestehen, um bestimmte Leerverkäufe zu unterbinden und den Hochfrequenzhandel zu regulieren. Die Möglichkeiten staatlicher Regulierung waren inzwischen auch Gegenstand umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Obwohl der Markt aufgrund der Notwendigkeit eines nationalen Bankkontos und des dadurch erschwerten Marktzugangs noch relativ stark segmentiert ist, ist mit zunehmender Marktentwicklung davon auszugehen, dass rein nationale Vorschriften nicht die gewünschten Effekte erzielen und international tätige Banken und Fonds ihre Aktivitäten in weniger stark regulierte Märkte verlagern würden.

Auch wenn Facebook tatsächlich eine Revolution des Geldes gelingt und wir unsere Steuern irgendwann in Libra zahlen können, wird es das Bargeld nicht ersetzen können. Denn die Möglichkeit, ohne die Kenntnisnahme Dritter bar zu bezahlen, ist und bleibt Ausdruck der Souveränität des Bürgers und seiner Freiheit.

Moritz Otto ist Beisitzer für Finanzen im Landesvorstand und promoviert aktuell in stochastischer Geometrie am KIT.