[Juliette 2/2020] Studierst du noch oder gründest du schon?

Immer noch koppeln junge und gründungswillige Menschen Ihre Gründungsideen an die Bedingung eines erfolgreichen Studiums– oder Berufsabschlusses. Der Abschluss soll dabei als Eintrittskarte für eine erfolgreiche Gründung dienen. Die Gründe sind dabei vielfältig, doch mitnichten privilegiert das reine geistige Eigentum eine mit Erfolg gekrönte Gründung, wenn diese in der Realität nie stattfindet. Vielmehr soll der Ausbildungsprozess Zündstoff für eine gute Idee sein – die potentiellen Gründer müssen sie aber selbst anzünden.

Der Anteil von Gründern innerhalb der Erwerbsbevölkerung in Deutschland ist von 2001 bis 2018 von 2,92 Prozent auf 1,06 Prozent gefallen[1]. Ende 2018 gab es somit 547.000 Existenzgründungen. 2001 waren es noch über 1.500.000 Neugründungen[2]. Laut Auskunft des BMWi liegen die Herausforderungen bei Gründungen in der schulischen und außerschulischen Gründungsausbildung, im Engagement der Politik und einer Entlastung bei Regulierung und Steuern[3].

Krisenbedingt hat sich gezeigt, dass wir auf den Tatendrang von gründungswilligen Menschen nicht verzichten können. Aus der Mitte der Gesellschaft haben sich während des WirVsVirus Hackathons der Bundesregierung hilfreiche und innovative Projekte herausentwickelt, die den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie entschieden entgegenwirken sollen. Auch über die Pandemie heraus gilt es für zukünftige Herausforderungen, hier der Klimawandel zu nennen, Lösungen zu finden.

Richtigerweise fordern wir in unserer Reformagenda zur Landtagswahl 2021, dass bereits die Gründung an Hochschulen in Baden-Württemberg weitrechend verbessert werden und ein breites Angebot an Unterstützung zur Seite gestellt werden soll. Sich zu fragen, ob das Studium, das richtige für meine spätere Gründungsidee sei, ist der verkehrte Ansatz. Nicht der Abschluss, sondern die erlangte und zielgerichtete Kompetenz des Studiums sollte ausschlaggebend für die Entscheidung junger Menschen sein. Da Ideen nicht abhängig vom Alter entstehen und sich entwickeln, setzen wir uns bekanntlich auch für das lebenslange Lernen ein.

Die Initiierung einer Idee ist sicherlich kein planbarer Prozess – eine Idee kann nicht erzwungen werden. Es bedarf dafür passende Rahmenbedingungen, damit Ideen erfolgreich gedeihen können und Probleme effektiv gelöst werden. Dazu zählt es, dass wir von typischen Verhaltensweisen abweichen und ausbrechen. Wir tun gut daran, federführend als jugendpolitische Organisation der Freien Demokratischen Partei die notwendige Ernsthaftigkeit und das Gehör für Gründerinnen und Gründern herzustellen – Lösungen, die das Land braucht.


Philip Brozé ist stellvertretender Vorsitzender für Organisation der JuLis Baden-Württemberg.