Aktuell zeigen etwa ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland zwischen 11 und 17 Jahren Symptome einer Essstörung. Während in den letzten Jahrzehnten das Risiko insgesamt etwas gesunken ist, ist dieses vor allem bei jungen Mädchen schon lange konstant.
Im Ernstfall ist ein möglichst niederschwelliges Beratungsangebot notwendig. Gerade um Kindern und Jugendlichen ein Ansprechpartner zu sein, sollte jederzeit eine unkomplizierte sowie anonyme Beratung möglich sein. Das Bundesgesundheitsministerium soll dafür eine Telefonnummer einrichten, die jederzeit erreichbar ist. Ergänzt werden soll diese durch die Möglichkeit, per Mail oder Chatsystem Kontakt zu Sozialarbeitern aufnehmen zu können. Dort sollen sowohl Betroffene als auch Angehörige und Freunde erste Hilfe erhalten können. Dabei soll bei der Einrichtung geprüft werden, ob etwaige Möglichkeiten bestehen, Synergieffekte mit der “Nummer gegen Kummer” des Bundesfamilienministeriums zu nutzen. Dies soll einen ersten Anlaufpunkt darstellen, keineswegs richtige Therapie ersetzen.
Um das vorherrschende Stigma gegenüber Essstörungen effektiv bekämpfen zu können,
muss für mehr Bewusstsein und konkretem Wissen bei Kindern und Jugendlichen sowie
deren Ansprechpartnern gesorgt werden. Konkret fordern wir daher:
- Aktionstage in Schulen inklusive ausführlicher Informationsmaterialien für Eltern und Sorgeberechtigte
- Lehrerfortbildungen, in denen Lehrer sensibilisiert werden und in denen Möglichkeiten aufgezeigt werden, das Thema im Unterricht zu behandeln
- Handreichungen und freiwillige Fortbildungsmöglichkeiten für Jugendtrainer
- Eine Online Kampagne zur Aufklärung durch das Gesundheitsministerium, vor allem auf Snapchat und TikTok
Diese Aufklärungs- und Weiterbildungsmaßnahmen sollen zum Ziel haben, gesunde Körperbilder sowie Essverhalten zu vermittel und, einen Überblick über die vielfältigen Arten von Essstörungen zu geben, insbesondere Magersucht, atypische Anorexie, Binge-Eating, Bulimie. Auch deren Symptome und möglichst frühe Erkennungsmöglichkeiten sollen thematisiert werden.
Um allgemein das Entstehen unrealistischer Körperbilder zu verhindern, fordern wir:
- Filmstudios dazu auf, bei Kinderfilmen den Einfluss deren Darstellungen auf das Körperbild der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer mitzubedenken.
- Social-Media-Konzerne dazu auf, besser als bisher das Entstehen gefährlicher Körperkulte wie die bisherigen “Challenges” wie “A4-Waist”, “Collarbone”, “Tigh-Gap”, “Bellybutton” et cetera durch Anpassung der Algorithmen zu vermeiden.
- Eine Kennzeichnungspflicht nach norwegischem Vorbild bei digitaler Anpassung des Körperbildes in der Werbung, insbesondere diese durch Influencer getätigte
Um dem Problem langfristig und effektiv zu entgegnen, benötigt es eine bessere Datenlage. Dafür soll eine umfassende Studie durch das RKI in Auftrag gegeben werden, die die Risikogruppen und –faktoren für Essstörungen besser herausarbeitet und dabei insbesondere die Auswirkungen der Corona-Pandemie einordnet.
Die Gültigkeit dieses Antrags ist auf 5 Jahre beschränkt.