Gegen den Einheitslehrer und für differenzierte Studiengänge – Schulalltag endlich im Lehramtstudium abbilden!

Die aktuell von einer sog. Expertenkommission vorgelegten Pläne zur Einführung eines einheitlichen Studiengangs für Lehramtsstudierende für die Sekundarstufe lehnen die Jungen Liberalen Baden-Württemberg klar ab.

Aus unserer Sicht muss es für eine differenzierte Bildungslandschaft auch differenzierte Lehramtsstudiengänge geben. Die Lebenswirklichkeit an Werkrealschulen ist eine völlig andere, als an leistungsstarken Gymnasien – dem muss die staatliche Lehrerausbildung gerecht werden.

Daher fordern die Jungen Liberalen:

  • Die Optimierung der Lehramtstudiengänge an Pädagogischen Hoschulen und Universitäten muss weiterhin das Ziel haben, Studierende auf die verschiedenen Schultypen zielgenau vorzubereiten.
  • Die Studienordnungen für alle Lehramtsstudiengänge müssen sich stärker an der späteren Berufswirklichkeit orientieren.
  • Die Differenzierung in PH-Studiengänge und Universitätsstudienänge muss erhalten bleiben. Eine Kooperation der beiden Hochschularten ist jedoch ausdrücklich erwünscht – besonders im pädagogischen Bereich.
  • Eine Umstellung auf ein Bachelor/Master-System darf es nicht geben. Sechs Semester sind viel zu kurz und vermitteln keine adäquate Qualifikation für den Schulalltag. Die Regelstudienzeit von acht Semestern an PHen und zehn an Universitäten darf nicht unterschritten werden.
  • Sonderpädagogische Inhalte dürfen für die Vorbereitung auf inklusiven Unterricht auch verpflichtend vorgeschrieben werden, dafür sollen jedoch keine anderen Studieninhalte gestrichen werden. Dies erhöht dementsprechend die zu erreichenden Leistungspunkte und verlängert u.U. die Regelstudienzeit.
  • Schulpraktika und pädagogisch-didaktische Inhalte sollen an Stellenwert gewinnen ohne die fachspezifischen Inhalte zu verdrängen.

Sitzenbleiben reformieren – bessere Anschlusschancen schaffen

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg sprechen sich grundsätzlich dafür aus, Schüler nach objektiven Kriterien zu bewerten und ihre fachlichen Leistungen für das Absolvieren einer Klassenstufe als immanent zu betrachten. Damit wird das System des „Sitzenbleibens“ im Kern für richtig befunden; es bedarf allerdings einer Überarbeitung, um einem modernen Schulsystem gerecht zu werden.

Daher fordern wir folgende Maßnahmen:

  • Das Ausbleiben der Versetzung des Schülers darf für Schüler und Eltern nicht aus heiterem Himmel erfolgen. Mindestens zwei Beratungsgespräche im Schuljahr der Nichtversetzung zwischen Klassen-, Fachlehrern, Eltern und dem betroffenen Schüler sollen daher als zwingende Voraussetzung vor der Nichtversetzung in die Versetzungsordnung aufgenommen werden. Bei diesen Gesprächen sind konkrete Zielvereinbarungen und Fördermaßnahmen zur Behebung der Leistungsprobleme festzulegen.
  • Priorität muss das Bemühen haben, dem Schüler den Anschluss in das nächste Schuljahr zu ermöglichen. Neben zeitnahen Beratungsgesprächen beim Auftreten versetzungsgefährdender Leistungsprobleme soll daher die Versetzung auf Probe künftig der Regelfall bei Nichterreichen des Klassenziels sein. Für eine sofortige Nichtversetzung hat die Klassenkonferenz darzulegen, warum dem Schüler nicht zuzutrauen ist, die Mängel in den mit schlechter als Ausreichend bewerteten Fächern in absehbarer Zeit beheben zu können. Die Gründe für eine solche Entscheidung müssen sich auf dokumentierte Tatsachen bzgl. Leistung, Mitarbeit und Verhalten des Schülers über das Schuljahr hinweg beziehen.
  • Von der Versetzung auf Probe betroffenen Schülern sollen zielgerichtete Förderangebote über die Sommerferien gemacht werden, in denen sie ihre Lücken aufarbeiten können.

Grün-Rote Bildungspolitik in Baden-Württemberg – Licht und Schatten

Die politische Zäsur der ersten Grün-Roten Landesregierung Baden-Württembergs schlägt sich nicht zuletzt im Bildungsbereich nieder, dem wichtigsten landespolitischen Themenfeld. Die Jungen Liberalen wollen die anstehemden Änderungen kritisch und konstruktiv begleiten. Da Schüler Individuen mit unterschiedlichsten Befähigungen und Bedürfnissen sind, muss es die oberste Priorität der Bildungspolitik sein, ein Bildungssystem zu gewährleisten, das von Vielfalt und dem Wettbewerb verschiedener Bildungskonzepte geprägt ist. Daher begrüßen die Jungen Liberalen alle Schritte, welche die Auswahlmöglichkeiten der Eltern und Schüler erhöhen und beteiligen sich nicht an ideologischen Grabenkämpfen im Bildungswesen, die ein bestimmtes System als das allein seelig machende verfechten. Dementsprechend muss bei allen begrüßenswerten Neuerungen gewährleistet sein, dass auch die bestehenden bewährten Schulformen weiterhin gefördert und verbessert werden.


Gemeinschaftsschule oder gegliedertes Schulsystem? Vielfalt und fairer Wettbewerb der Systeme!

Eine möglichst große Vielfalt an Bildungsangeboten, aus denen Eltern und Schüler wählen können, ist der beste Garant für Bildungserfolg. Daher begrüßen die Jungen Liberalen die von der Landesregierung geplante Änderung des Schulgesetzes, nach der neben den im Land etablierten Schulformen künftig auch die Errichtung von Gemeinschaftsschulen ermöglicht wird.

Die bestmögliche Erfüllung der Bedürfnisse der Schüler in einer Bildungslandschaft mit vielfältigen Angeboten ist jedoch nur gewährleistet, wenn jede Schulform gleichermaßen politisch unterstützt wird. Die Jungen Liberalen setzen der Reformeritis von Grün-Rot ein individuelles Reformkonzept basierend auf der Idee der Schulautonomie entgegen. Wir fordern echte Wahlfreiheit und individuelle Schulkonzepte, die wiederum evaluiert und vergleichbar gemacht werden müssen, anstelle von Reformen, die auf dem Rücken von Schülern ausgetragen werden. Daher lehnen die Jungen Liberalen die einseitige Förderung der neuen Schulform zulasten aller anderen Schulformen ab. Wir fordern die Landesregierung auf, die von der Vorgängerregierung eingeleitete schrittweise Absenkung des Klassenteilers auf 28 fortzusetzen, wie es auch SPD und Grüne vor der Wahl versprochen haben.

Weiterhin ist die Rückgabe der von den Gymnasiallehrern in den letzten Jahren geleisteten Überstunden dringend geboten. Der Abgang des G8/G9 Doppeljahrgangs legt die für den Überstundenabbau und Klassenteilersenkung notwendigen Ressourcen frei, der Abzug dieser Ressourcen zum ausschließlichen Wohl der Gemeinschaftsschule ist für die Jungen Liberalen nicht akzeptabel.


Leistungsadäquate Schulwahl gewährleisten!

Die Jungen Liberalen kritisieren die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung durch die Landesregierung. Mit der Ermöglichung der Einrichtung von Gemeinschaftsschulen wird bereits eine Alternative zum nach Leistungsfähigkeit gegliederten Schulsystem geschaffen, für die bestehenden Schulformen halten wir eine Eingrenzung der Schulwahlmöglichkeiten nach Leistungen für unabdingbar.


Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur

Die Jungen Liberalen lehnen die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums ab. Neben den berufsbegleitenden Gymnasien existieren in Baden-Württemberg bereits genügend Alternativen für Schüler, die das Abitur in 13 statt 12 Jahren ablegen möchte. Der zusätzliche bürokratische Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den geringen Mehrwert den dieses Wahlmöglichkeit den Schülern bietet.


Ausbildung der Gymnasiallehrer – Vorbereitung auf den Beruf statt Ausbildung verkappter Wissenschaftler!

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg befürchten, dass die Ankündigung der grünen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, die pädagogischen Hochschulen in die Gymnasiallehrerausbildung mit einzubeziehen, nur dazu dienen soll, in Zukunft die Besoldung von Gymnasiallehrern zu verringern. Dennoch sprechen wir uns für eine stärkere Praxisorientierung der Gymnasiallehrerausbildung aus. Ein attraktives Modell könnte im Modell des dualen Studiums nach Vorbild der Berufsakademien liegen. Wesentlich für das Berufsbild des Gymnasiallehrers sind gute didaktische und pädagogische Fähigkeiten sowie die Vertrautheit mit wissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweise. Die Institution, die dieses Profil am besten vermitteln kann, sollte die Ausbildung übernehmen. Der hohe Anspruch an Gymnasiallehrer erfordert jedoch auch weiterhin eine adäquate Entlohnung, weswegen wir die Beibehaltung des heutigen Besoldungsniveaus befürworten.

Keine Ungleichbehandlung in der Studienförderung

Die Jungen Liberalen fordern, dass das Büchergeld für die Stipendiaten der etablierten Begabtenförderungswerke bereits zum Sommersemester 2011 – gleichzeitig mit dem Start des Deutschlandstipendiums – auf die im Koalitionsvertrag genannten 300 € pro Monat erhöht wird. Diese Erhöhung darf aber nicht dazu führen, dass von den etablierten Begabtenförderungswerken weniger Stipendien als bisher – für ca. 1 % aller Studierenden – vergeben werden können. Stattdessen soll dieser Anteil weiter ausgebaut werden. Die Jungen Liberalen stellen sich außerdem Bestrebungen entgegen, die Büchergeldstipendien der etablierten Begabtenförderungswerke einzuschränken oder einzustellen.

Lösungsidee für das Studiengebühren-Dilemma – Einkommensabhängige Hochschulfinanzierung

Während des Studiums bleiben die Studierenden von Gebühren befreit. Studiengebühren sollen in Baden-Württemberg künftig nachgelagert und einkommensabhängig erhoben werden. Die Universitäten können eigenständig studiengangspezifische Studiengebühren bis zu einer maximalen Höhe von 1000 € pro Semester erheben, auch der Verzicht auf Studiengebühren ist möglich.

Frühestens nach dem Einstieg in das Berufsleben beginnen Akademiker dann mit der Rückzahlung ihrer Studiengebühren, diese erfolgt einkommensabhängig. Wer nichts verdient, muss auch keine Studiengebühren zahlen, erst ab einer Einkommensuntergrenze beginnt die Rückzahlung. Auch die sofortige Bezahlung der Studiengebühren durch die Studenten ist möglich. Während des Studiums können die Universitäten unter Berücksichtigung geschätzter Ausfallquoten Kredite zur sofortigen Gewährleistung des zusätzlichen Mittelzuflusses aufnehmen. Die Geschwisterregelung zur Studiengebührenbefreiung lehnen die JuLis ab.

Gegen die Einführung der Online-Durchsuchung

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg lehnen die Online-Durchsuchung ab.

Die Einführung der Online-Durchsuchung, die heimliche, staatliche Durchführung von Privat- PCs ermöglichen soll, widerspricht unseren bürgerrechtlichen Grundsätzen. Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg distanzieren sich von diesem Vorgehen.

Studiengebühren – keine Studentensteuer!

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg begrüßen die Studiengebühren als Chance für ein verbessertes Bildungsangebot. Das jetzige Studiengebührenmodell in Baden-Württemberg lehnen wir aber als grundsätzlich falsch konzipiert und sozial unverträglich ab.

Folgende Probleme am aktuellen baden-württembergischen System können benannt werden:

  • Es existiert keine Nachlagerung der Gebühren. Somit muss das Studium sowie die Lebenshaltung mit noch weniger Geld bestritten werden; die Zinsen für das Studiengebührendarlehen der L-Bank (in Höhe des 6-Monats-EURIBOR zzgl. einer festen Verwaltungskostenmarge von 3,5 Prozent, derzeit 7,204 Prozent p.a. nominal) fallen deutlich zu hoch aus.
  • Die Studiengebühren werden teilweise für Verwaltungskosten verwendet, obwohl die Studierenden an den Hochschulen bereits einen Verwaltungskostenbeitrag entrichten. Eine bessere Verwaltung an vielen Hochschulen ist zwar wünschenswert, Ziel ist es aber die Lehre in Qualität und Quantität zu verbessern
  • Langfristig ist nicht auszuschließen, dass die Landesregierung den Mittelzufluss an die Hochschulen zunehmend ausschleicht oder erforderliche Erhöhungen nicht gewährt
  • Die Information über Kreditvergabe und Verwendung der Studiengebühren ist verbesserungswürdig.

Ferner ist die Kommunikation mit den Studenten sehr unbefriedigend verlaufen. Wenn ein Wissenschaftsminister keinerlei Dialogbereitschaft zeigt und statt Auseinandersetzung mit anderen Meinungen ignorant mit Exmatrikulation droht und die Daten von Klagenden sammelt, hilft er der Akzeptanz von Studiengebühren nicht weiter und hat aus unserer Sicht ein falsches Amtsverständnis. In seiner jetzigen Form handelt es sich nicht ein Modell zur Optimierung des Wettbewerbs und damit der Verbesserung des Hochschulwesens in Baden-Württemberg, sondern um eine zusätzliche finanzielle Leistung der Studenten zur indirekten Finanzierung des Landeshaushaltes. Deshalb ist das Studiengebührenmodell in seiner jetzigen Form als Studentensteuer von der FDP/DVP Landtagsfraktion so schnell wie möglich zu korrigieren.

Wir fordern außerdem die Landtagsfraktion auf, dabei die folgenden Grundsätze in der Ausgestaltung der Studiengebühren zu beachten. Für die Jungen Liberalen Baden-Württemberg haben Studiengebühren folgenden Zweck:

  • die Autonomie der Hochschulen soll erhöht und ihre zusätzliche finanzielle Unabhängigkeit gestärkt werden.
  • der Wettbewerb zwischen den Hochschulen auch um Studierende muss geschaffen werden, weil die Hochschule ein Bildungsdienstleister ist, der von seiner Attraktivität profitieren soll; nur so werden sich die Universitäten auch um ein bestmögliches Studienangebot bemühen.
  • Studiengebühren können als Anreiz dienen, das Studium in möglichst kurzer Zeit zu beenden.

Beachtet werden muss dabei aus unserer Sicht:

  • Studieren darf keine Frage des Geldes sein – dies kann man durch eine Nachlagerung der Gebühren verhindern. Beispielsweise als Vorbild könnte hier das Modell der „Bucerius Law School“ in Hamburg dienen
  • Studiengebühren sollen ausschließlich für die Lehre eingesetzt werden. Die Hochschulen müssen die Mittelverwendung detailliert offenlegen.
  • Um durch Studiengebühren eine bessere Betreuung der Studierenden wirklich gewährleisten zu können, sollen auch Lehrprofessuren aus Studiengebühren geschaffen werden. Diese Professuren zählen nicht zur Berechnung der Lehrkapazität. Studiengebühren müssen Wettbewerb ermöglichen und deshalb bis zu einer bestimmten Obergrenze variabel sein. Die Jungen Liberalen stellen sich dabei einen Betrag von 0 bis 1000 Euro vor.
  • Der Landeshaushalt darf inflationsbereinigt keine Kürzungen im Hochschulwesen vornehmen, die dann von den Hochschulen durch die Verwendung der Studiengebühren ausgeglichen werden müssen.
  • Ausführliche und gut verständliche Informationen zu Zweck und Verwendung der Studiengebühren sind zur Verfügung zu stellen.

Liberales Konzept der Bildungsfinanzierung

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern die Einführung eines tragfähigen Systems zur Bildungsfinanzierung. Jeder volljährige Bürger, der sich in einer Bildungsphase befindet, soll die Möglichkeit bekommen, ein staatlich garantiertes Bildungsdarlehen aufzunehmen.


Definition

In einer Bildungsphase befindet sich ein Bürger dann, wenn er eine staatlich anerkannte bzw. von einer staatlich anerkannten Organisation zertifizierte Bildungsinstitution besucht. Hierunter fallen z.B. Studenten, Auszubildende aber auch Bürger, die sich zu einer späteren Phase des Lebens für eine Weiterbildung entscheiden.


Konzept

Jeder Bürger in einer Bildungsphase kann völlig unabhängig von der Vermögenssituation der Eltern ein Bildungsdarlehen aufnehmen. Um die Auszahlungen zu erhalten, muss in regelmäßigen Abständen der Besuch der Bildungsinstitution nachgewiesen werden. Die Gewährung des Darlehens kann wahlweise durch ein privates Kreditinstitut in Kombination mit einer staatlichen Garantie oder über ein Sonderprogramm der KfW finanziert werden. Der Darlehensbetrag wird nicht nach beliebigen Standardsätzen festgesetzt, sondern nach oben gedeckelt sein. Auszahlung und Tilgung des Darlehens erfolgen durch einen individuell konzipierten Plan, der gemeinsam mit dem Berater des Kreditinstituts entworfen wird. Wer während seiner Rückzahlungsverpflichtung ein Kind bis zu 10 Jahren erzieht oder ein behindertes Kind betreut und dadurch kein bzw. ein vermindertes Einkommen bezieht, kann auf eigenen Wunsch für diese Zeit die Aussetzung des Tilgungsplans beantragen. Die in diesem Zeitraum anfallenden Zinsen werden vom Staat beglichen.

Pragmatische Wege bei der studentischen Mitbestimmung

Die Jungen Liberalen halten an ihrem grundsätzlichen Ziel fest, dass auch in Baden-Württemberg die studentische Mitbestimmung grundsätzlich über Verfasste Studierendenschaften zu regeln ist, wie dies in anderen Bundesländern schon lange Praxis ist. Soweit und solange sich dieses Ziel – insbesondere auch eine Beitragsautonomie der Studierendenschaften – aber politisch nicht durchsetzen lässt, fordern die Jungen Liberalen eine Erweiterung und Umgestaltung der studentischen Mitverwaltung unter Einbeziehung folgender Punkte:

  • Den Studierendenschaften ist im Zusammenhang mit der Einführung von Studiengebühren im Land Baden-Württemberg ein fester Prozentsatz (in der Größenordnung von 5 Prozent) des zu erwartenden Gebührenaufkommens zuzuweisen, über das diese nach den unten aufgeführten Richtlinien verfügen können. Dies stärkt den Gedanken, dass die Studierenden als Kunden der Universitäten über die Verwendung ihrer Zahlungen mitentscheiden sollen und ihnen diese zu Gute kommen müssen.
  • Die zugewiesenen Mittel werden den Studierendenschaften zweckgebunden zur Verfügung gestellt. Die Mittel sollen z.B. zur Gestaltung von Aufenthaltsräumen bzw. Lernräumen und ähnlichen Zwecken verwendet werden können. Das erhöht gleichzeitig den Anreiz für Studierende aller Fakultäten, sich an Wahlen zum AStA zu beteiligen, da dies mittelbar darüber entscheidet, ob ihre Wünsche gehört werden.
  • Der AStA-Vorstand hat über die Verwendung der zugewiesenen Mittel Rechenschaft abzulegen.

Auf diese Weise wird – solange Verfasste Studierendenschaften in Baden-Württemberg nicht mehrheitsfähig sind – zumindest eine konkrete Mitbestimmung der Studierenden erreicht, deren Ergebnisse ihnen zudem wieder unmittelbar zu Gute kommen.

Bildungspolitik – Der liberale Weg


Präambel

Die PISA- und IGLU-Studien seit dem Jahr 2000 haben dem deutschen Bildungswesen gravierende Mängel attestiert. Der bisherige Bildungsweg zum Schulabschluss weist unterschiedliche Schwachstellen auf. Ein hoher und konkurrenzfähiger Bildungsstandard in Deutschland setzt voraus, dass diese Schwachstellen korrigiert werden. Es bedarf neuer Leitlinien, die auf liberalen Grundsätzen basieren. Wichtige Kernkompetenzen entwickeln sich insbesondere in den ersten Lebensjahren. Das Bildungswesen muss deshalb mehr als bisher auf diesen Bereich einwirken ohne die spätere Schulbildung zu vernachlässigen. Im Folgenden wird der Bildungsweg von der Kinderkrippe bis zum Schulabschluss skizziert. Im Mittelpunkt des vorliegenden Antrages steht das Kind und seine Entwicklung, nicht die detaillierte Finanzierung jedes einzelnen Aspekts. Bildung darf nicht nur unter rein finanziellen Aspekten geplant werden, denn die Bildung der nachwachsenden Generation ist Basis für eine nachhaltig funktionierende Volkswirtschaft:„Investitionen in Bildung bringen den besten Zins“ (Benjamin Franklin).


Frühkindliche Bildung

Insbesondere in jungen Jahren ist es von zentraler Bedeutung, den Kindern Grundkenntnisse zu vermitteln. Lernfreude, Neugier, soziale Grundkompetenzen und die Persönlichkeitsentwicklung sind frühestmöglich zu fördern. Die Jungen Liberalen fordern daher:

Kleinstkinderbetreuung

Bereits in den ersten drei Lebensjahren soll durch ein bedarfsgerechtes Angebot an Kinderhorten und Krippenplätzen sichergestellt werden, dass die Kinder den Umgang mit Gleichaltrigen und das Einhalten von Regeln lernen. Darüber hinaus wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch diese Maßnahme gefördert. Diese Angebote sollen freiwillig besucht werden können und sind entgeltlich anzubieten. Die JuLis sehen nach wie vor den klaren Erziehungsauftrag bei den Familien. Mit Elternschaft sind nicht nur untrennbar Rechte, sondern auch Pflichten verbunden. Die Einrichtung von betrieblichen Horten sollte in besonderer Weise gestärkt werden.

Kindergarten

Die JuLis bekennen sich zum Kindergarten. Ab dem dritten Lebensjahr soll für alle Kinder ein Kindergartenplatz angeboten werden. Dieses erste Jahr ist hierbei freiwillig und unentgeltlich zu besuchen. Hier wird vor allem die soziale Kompetenz gefördert. Kinder, die sprachliche Defizite haben, sollten schon ab dem ersten Jahr gezielt gefördert werden. Kindergärten und Vorschulen mit integrativem Charakter sollten gefördert und flächendeckend eingeführt werden. Aufklärungsarbeit und bessere Ausbildung der Erzieher/innen soll die Akzeptanz in der Bevölkerung stärken. Kindergärten in sozialen Brennpunkten sollen regelmäßig von Sozialpädagogen besucht und unterstützt werden. Gesprächsrunden der Eltern und Erzieher/innen sollen mindestens viermal jährlich stattfinden, gemeinsame Ausflüge mit Kindern und Eltern sind wünschenswert. Besonders zu fördern sind hier die Integration von ausländischen Eltern und die Stärkung des Gruppengedankens auch bei den Eltern.

Vorschule

Mit vier Jahren findet für alle Kinder ein verbindlicher Sprachtest statt. Dieser landes-weit standardisierte Test ermöglicht es, neben den sprachlichen Kompetenzen auch sonstige, herausragende Fähigkeiten zu erkennen. Je nach Ergebnis sind die Kinder zu fördern. Ab dem vierten Lebensjahr ist der Kindergartenbesuch (ggf. mit Sprachkurs) als Vorschule verbindlich und bleibt kostenlos. Die Regelbesuchszeit beträgt zwei Jahre. Die Sprachkurse sind durch zertifizierte Spracherzieher anzubieten. Dieses Zertifikat können Erzieherinnen und private Initiativen durch eine entsprechende Prüfung nach staatlichen Rahmenbedingungen erwerben. Durch altersgerechte Bildungsmaßnahem sollte den Kindern das Schreiben und Rechnen nahegebracht werden. Am Ende der regelmäßigen Vorschulzeit findet ein zweiter Sprachtest statt. Wird dieser nicht erfolgreich absolviert, verlängert sich die Vorschule bis die Sprachfähigkeit attestiert wird.

Generell fordern wir für die Betreuung von Kindern in Kindergarten und Vorschule:

  • Kleine Gruppen, um eine individuelle Betreuung zu ermöglichen
  • Flexiblere und längere Öffnungszeiten als bisher inklusive einer regelmäßigen Möglichkeit zum Mittagessen; eine individuelle und effiziente Betreuung der Kinder kann nicht nur halbtags erfolgen.
  • Eine bedarfsgerechte Erweiterung des Angebots an Ganztagskindergartenplätzen und -betreuungsmöglichkeiten
  • Wahlmöglichkeit einer Fremdsprache. Kinder sollen auf spielerischem Wege und rein verbal erste Kenntnisse in einer Fremdsprache erwerben können
    Betreuungseinrichtungen in anderer als staatlicher Trägerschaft sind zu begrüßen. Dies gilt auch für die Anwerbung von Drittmitteln, z.B. durch Sponsoring. Es soll eine freie Wahl der Betreuungseinrichtung gelten. Die Finanzausstattung der Betreuungseinrichtungen ist grundsätzlich zu verbessern. Die entsprechenden Mittel sind vom Bund und Land zur Verfügung zu stellen; sie sollte sich maßgeblich an der Zahl der betreuten Kinder orientieren. Für jede Betreuungseinrichtung sind verbindliche Kapazitätsgrenzen zu ermitteln, die sich aus dem räumlichen Platzangebot und der Anzahl der dort beschäftigten Erzieherinnen und Erzieher ergibt.

Primär- und Sekundarstufe: Die Grundschule

Die Einschulung in die Grundschule erfolgt grundsätzlich mit sechs Jahren, soweit nicht mangelnde oder herausragend gute Sprachkenntnisse dem entgegenstehen. Bereits in der Grundschule ist eine Pflichtfremdsprache zu unterrichten. Zur Auswahl sollen dabei Englisch und Französisch stehen. Kinder, die noch immer Defizite in Deutsch aufweisen, sollen weitere Förderkurse besuchen müssen. Nach dem regelmäßigen dritten Jahr in der Grundschule findet ein Abschlusstest statt. Dieser berechtigt zum Besuch der Sekundarstufe (Klasse 4-6). Wird er nicht erfolgreich absolviert, verlängert sich die Primärstufenzeit.

Dieser Test kann von besonders begabten Schülern aber auch früher abgelegt werden. Ganztagesangebote in Grundschulen begrüßen die Jungen Liberalen, sie sind jedoch keine zwingende Voraussetzung.

Ab dem regelmäßigen vierten Grundschuljahr folgt die Sekundarstufe in nach Klassen gleichen Kenntnisstands aufgeteilten Gruppen bis zum Ende des sechsten Grundschuljahrs. Jedes Jahr der Sekundarstufe wird mit einem landeseinheitlichen Examen abgeschlossen. Die letzten zwei Jahre der Sekundarstufe sind für die spätere Aufteilung in das dreigliedrige Schulsystem maßgebend. Die Schüler sollen durch eine spezielle Differenzierung der jeweiligen Kurse in den Klassen fünf und sechs in ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden.

Die Noten in den Klassen 5 und 6 entscheiden somit über den weiteren Bildungsweg ab Klasse 7. Die Einordnung in die weiterführenden Schulen soll dabei grundsätzlich wie folgt vollzogen werden:

  • Notenschnitt der Hauptfächer in den Klassen fünf und sechs beträgt 2,0 oder besser Gymnasium
  • Notenschnitt der Hauptfächer in Klassen fünf und sechs beträgt 2,1 bis einschließlich 2,5: Realschule
  • Nach wie vor soll aber auch der Lehrer/Lehrerin aufgrund einer positiven/negativen Prognose der Lernfähigkeit entscheiden. Sollte eines der obigen Kriterien keine eindeutige Einordnung aufweisen, so hat die weiterführende Schule die Möglichkeit, einen Aufnahmentest durchzuführen.

Die Schulferien sind grundlegend neu zu regeln. Die Jungen Liberalen fordern deshalb die Einführung von Trimestern an allen Grund- und weiterführenden Schulen. Wie bisher beträgt die Gesamtzahl der Unterrichtswochen 36. Die Ferien sollen dabei auf sieben Wochen im Sommer, drei Wochen um Weihnachten und drei Wochen im Frühjahr verteilt werden. In den Ferienblöcken sind entsprechende Zusatzveranstaltungen wie Schüleraustausche oder Praktika anzubieten. Kinder, die in einem Fach die nächsthöhere Klassenstufe nicht erreichen, sollen Intensivkurse in den Ferien besuchen müssen, damit das Klassenziel noch erreicht werden kann. Klassenarbeiten sind gleichmäßig auf alle drei Schulblöcke zu verteilen. Die Jungen Liberalen sprechen sich gegen die derzeitigen Formen des Frontalunterrichts in strengen Zeittakten aus. Ein projektbezogenes, flexible Arbeiten muss gefördert werden.

Der Wettbewerb zwischen den Schulen ist wie folgt zu fördern: 1. Abschaffung der Schulbezirke 2. Finanz- und Personalautonomie der Schulen 3. Schulsponsoring 4. Freiheiten bei der Gestaltung des Unterrichts unter Beachtung der Lernziele


Tertiärstufe: Das dreigliedrige Schulsystem

Die Jungen Liberalen befürworten das dreigliedrige Schulsystem. Der Wechsel und die Durchlässigkeit zwischen den drei verschiedenen Schularten sind zu vereinfachen. Schulwechsel müssen selbstverständlich sein und nicht nur in Ausnahmefällen geschehen. Die allgemeine Schulpflicht ist beizubehalten. Für Schüler werden nach dem regulären Unterricht Arbeitskreise angeboten. Diese werden von Studenten bzw. Vertretern der lokalen Wirtschaft betreuet. Beginn ist drei Jahre vor dem Abschluss.

Die Hauptschule

Sinn und Zweck der Hauptschule muss es sein, die Schüler auf den späteren Einstieg in das Berufsleben adäquat vorzubereiten sowie deren Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Dabei ist es von eminenter Bedeutung, die Hauptschule aufzuwerten. Basis dafür ist der erschwerte Zugang zu Realschule und Gymnasium in der Grundschule.

Insbesondere bei den Hauptschulen sehen die Jungen Liberalen Bedarf für ein breites Angebot an Ganztagsschulen. Die Hauptschule darf keinen Elternersatz darstellen, muss aber auch Schülern aus schwierigen Verhältnissen die Möglichkeit geben, ihr Schulleben durch entsprechende Betreuungsmöglichkeiten erfolgreich zu führen.

Der Praxisbezug hat insbesondere an den Hauptschulen große Bedeutung. Eine Vielzahl an praktischen Entfaltungsmöglichkeiten und -angeboten neben dem Pflichtunterricht sowie mehr Praktika bei regionalen Unternehmen sind deshalb zu begrüßen.

Um die Schüler auf ihr späteres Leben vorzubereiten, ist zu Beginn der Hauptschule in Klasse 7 das Pflichtfach „Wirtschafts- und Gemeinschaftskunde“ einzuführen. Grundlegende Kenntnisse zur späteren Lebensführung sind den Schülern hierbei zu vermitteln, um den späteren (beruflichen) Alltag bestehen zu können. In allen Schularten darf die Klassengröße nicht 25 Schüler überschreiten. Nur durch eine überschaubare Zahl an Schülern können Schüler möglichst individuell betreut werden. Neben der Neueinstellung von Lehrkräften ist auch die Erhöhung der Deputatsstunden zu prüfen.

Die Hauptschule endet mit einem Abschluss in Klasse 9 und einer landeseinheitlichen Prüfung.

Die Realschule

Die Realschule soll wie bisher nach der 10. Klasse abschließen. Bereits ab der 7. Klasse sollen auch hier Grundsteine für den späteren Berufsweg gelegt werden. So ist ab der 7. Klasse das Fach „Wirtschaft- und Gemeinschaftskunde“ oder ein vergleichbares Fach zu unterrichten.

Die Realschule muss wieder ein attraktiver Ausgangspunkt für viele Ausbildungsberufe im kaufmännischen Bereich werden. Es ist inakzeptabel und schädlich für den Schulabschluss „mittlere Reife“, dass Arbeitgeber für viele kaufmännische Ausbildungen wie z.B. Bankkaufmann/-frau das Abitur als Voraussetzung wünschen.

Es ist sicherzustellen und zu fördern, dass Realschüler nach der mittleren Reife aber auch die Möglichkeit haben, Gymnasien jeglicher Form zu besuchen.

Das Gymnasium

Das Gymnasium ist in erster Linie Ausgangspunkt für ein Studium an einer Hochschule. Basis für das Gymnasium sind die Noten in der 5. und 6. Klasse der Grundschule. Wie bei allen weiterführenden Schulen ist aber keinem der Weg zum Gymnasium nach der Grundschule verschlossen. Im Gegenteil, gute Realschüler sollen ermutigt werden, zu wechseln.

Das allgemein bildende Gymnasium

In der 7. Klasse ist das Fach „Gemeinschaftskunde- und Wirtschaftskunde“ einzuführen. Die Jungen Liberalen erachten die unlängst neu gestaltete Oberstufe des Gymnasiums als wenig sinnvoll. Wir fordern ein Kurssystem, wie es vor der letzten Reform der Oberstufe existierte.

Die mündliche Präsentationsprüfung, GFS und Methodikkurse sind beizubehalten. In Anbetracht des Abiturs mit Abschluss der 12. Klasse ist das Kurssystem ab Klasse 10 einzuführen. Den Schülern soll dabei eine große Wahlfreiheit bei ihren individuellen Neigungen und Fächern gegeben werden, ohne jedoch grundlegende Fächer wie Mathematik, Deutsch und die erste Fremdsprache zu vernachlässigen. Die Schulen haben für ein ausreichendes Wahlangebot Sorge zu leisten.

Weitere Gymnasiumsformen

Die Jungen Liberalen erachten es als sinnvoll, dass neben dem allgemein bildenden Gymnasium ab der 10 Klasse auch die beruflichen Gymnasien angeboten werden. So können z.B. wirtschaftsorientierte-, technischorientierte- oder ernährungswissenschaftliche Gymnasien die Erfordernisse und Interessen der Schüler zusätzlich abdecken. Wir möchten die beruflichen Gymnasien so aufwerten, dass Benachteiligungen gegenüber dem allgemein bildenden Gymnasium (z.B. in sprachlichen Fächern) in Ausstattung und Qualität nicht mehr auftreten. Wir erachten ein breit gefächertes Bildungsspektrum als wichtig.