Partei 2.0

In den letzten Jahren vollzog sich in der Gesellschaft ein erheblicher Wandel. Das hat auch Auswirkungen auf die politischen Parteien in Deutschland. Wir JuLis Baden-Württemberg sind überzeugt, dass sich Parteien – einschließlich unserer – noch besser organisieren können, um demokratische Partizipation und Prozesse bestmöglich zu fördern. Daher fordern wir eine umfassende Reform der Organisationsstrukturen der Freien Demokratischen Partei durch folgende Punkte:

Die Urwahl der Spitzenkandidaten zu Landtagswahlen

In vielen Ländern und Parteien ist es mittlerweile üblich, dass die Basis der Partei darüber entscheidet, wer ihre Spitzenkandidatin oder ihr Spitzenkandidat im Wahlkampf wird. Diese Person hat eine wichtige Position inne, da sie die Partei nach außen hin vor den Wählerinnen und Wählern und ihr Programm vertritt. Deswegen ist es nur konsequent, wenn sie von allen Mitgliedern unserer Partei in einer direkten Wahl bestimmt wird.

Die Einführung einer Doppelspitze für den Parteivorsitz auf Bundesebene

Der Wandel der Gesellschaft hat auch die Arbeit von Politikerinnen und Politikern verändert und das allgemeine Arbeitsvolumen erhöht. Wo es früher noch sinnvoll war, dass nur eine Person an der Spitze der Partei stand, ist die allgemeine Aufgabenlast heutzutage zu groß, um sie nur auf eine Schulter zu laden. Insbesondere dann, wenn neben dem Parteivorsitz noch andere Verpflichtungen in öffentlichen Ämtern hinzukommen. Eine einzige Person ist außerdem nur schwer in der Lage, die Vielfalt an Biografien, Persönlichkeiten und Gedanken im wichtigsten Parteiamt zu repräsentieren. Wir fordern daher die Einführung einer optionalen Doppelspitze für den Parteivorsitz auf Bundesebene. Eine zwingende Besetzung durch unterschiedliche Geschlechter möchten wir jedoch nicht festschreiben.

Die Trennung von Partei- und Ministerämtern auf Landes- und Bundesebene

Die Tätigkeit eines Parteirepräsentanten und eines Regierungsmitglieds kann sich erheblich unterscheiden. Diese Doppeltätigkeit kann jedoch zu Interessenkonflikten führen. Auch liegt im Falle einer Vermengung eine Aufmerksamkeits- und Machtkonzentration vor. Entscheidungsprozesse sind der Gefahr ausgesetzt stark zentralisiert zu werden. Wir fordern daher die Trennung von Partei- und Ministerämtern auf Landes- und Bundesebene für Präsidiumsmitglieder.

Die Gültigkeit dieses Antrags ist auf zehn Jahre beschränkt.

Kuscheln für Bildung

Unsere Hochschulen sind Orte des Wissens, der Bildung und der Reflektion. Sie bilden die Grundlage für Wissenschaft, Forschung und technologischen Fortschritt. Als Bildungseinrichtung sind sie eine essentielle Plattform für die Gesellschaft von morgen. Die durch die Corona-Pandemie bedingte Schließung der Hochschulen hat nicht nur all diese Faktoren, sondern auch insbesondere die Entwicklung und das alltägliche Leben vieler Studentinnen und Studenten in den vergangenen zweieinhalb Jahren stark beeinträchtigt. Somit sollte die Schließung der Hochschulen eine Ausnahme gewesen sein und nicht zur Gewohnheit bzw. zur „neuen Normalität“ werden.

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern, dass Bildungseinrichtungen intelligente Konzepte erstellen, die Bildung trotz der aktuellen Energie- und Coronakrise weiterhin zu gewährleisten. Als gesellschaftsrelevante Einrichtungen sind Hochschulen in der Energiekrise möglichst lange, für notwendige Präsenzbildungsangebote offen zu halten. Möglichst früh sollten Onlinekonzepte und -angebote vorbereitet werden, um hybride Angebote anzubieten und im Ernstfall in die Fernlehre umzusteigen.

Der Antrag ist auf 2 Jahre begrenzt.

Freiheit für unser Wappentier

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg halten die Lebensraumbeschränkung von Rotwild in Baden-Württemberg für falsch und fordern deshalb die komplette Abschaffung der Rotwildbezirke. Stattdessen sollten alternative Maßnahmen zum Schutze des Waldes getroffen werden.

Die Gültigkeit dieses Antrags ist auf zehn Jahre beschränkt.

Befreiung von P2G-Anlagen von Letztverbraucherangaben

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern, dass Power-to-Gas-Anlagen und andere Flexibilitätsoptionen zu Zeiten des netzdienlichen Bezugs (“Überschussstrom”) von sämtlichen Letztverbraucherabgaben und -Umlagen befreit werden sollen. Andere Flexibilitätsoptionen, die beispielsweise ebenso Wasserstoff oder SNG aus erneuerbaren Energien produzieren (z.B. Plasmalyse) oder anderweitig zur Energiespeicherung beitragen können, sollen die gleichen Markteintrittsbedingungen haben wie die Elektrolyse.

Befreit werden soll lediglich der Strom für den elektrochemischen Prozess. Weitere stromlastige Betriebsenergie wie Kompressoren, Regelanlagen, Aufbereitungsanlagen und Sonstiges soll nicht von der Befreiung betroffen sein.

Bedingung für die Befreiung soll sein, dass der bezogene Strom nachweislich aus erneuerbaren Quellen bezogen wird.

Außerdem soll geprüft werden, ob Flexibilitätsoptionen, die zur Sektorenkopplung beitragen und sowohl in der Netzdienlichkeit als auch in der stofflichen Nutzung Anwendung finden, überhaupt der Definition als “Letztverbraucher” entsprechen.

Die Gültigkeitsdauer des Beschlusses beträgt zehn Jahre.

Schluss mit der Kungelei – Spitzenkandidaten nur noch per Urwahl

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern die FDP Baden-Württemberg dazu auf, Spitzenkandidaten für Landtags- und Europawahlen ausschließlich durch eine Urwahl zu bestimmen.

Die Gültigkeit dieses Beschlusses ist nicht beschränkt.

Dein Haus, dein Auto, dein privater Stellplatz

Freiheit und Eigenverantwortung sind für uns wichtige Güter, die auch beim Autokauf relevant sind. Wer sich die Freiheit nimmt ein oder mehrere Kraftfahrzeuge zu besitzen, muss auch die Verantwortung dafür übernehmen, an welchem Ort diese abgestellt werden. In Zeiten hoher Baukosten und großen Flächendrucks wird die Schaffung neuer Park- bzw. Stellplätze immer schwieriger und angesichts leerer kommunaler Kassen bei großem Aufgabenkatalog für Städte und Gemeinden nicht leistbar.

Wir setzen uns für einen schlanken Staat ein und sehen folglich auch die Schaffung privater Stellplätze nicht als Aufgabe der Kommunen. Die öffentlichen Parkmöglichkeiten der Kommunen dienen lokalen Unternehmen oder touristischen Angeboten. Deswegen unterstützen wir die Bestrebungen von Städten und Gemeinden gegen die Zweckentfremdung von Garagen und Stellplätzen vorzugehen. Ebenso sehen wir die Beiträge für das Anwohnerparken als gute Möglichkeit, Anreize für die Nutzung privater Stellplätze zu schaffen und Einnahmen für mögliche neue Stellplätze zu generieren.

Die Verrechnung notwendiger Stellplätze mit Fahrradabstellmöglichkeiten, Carsharingbereichen oder der Nähe zu ÖPNV-Angeboten sehen wir kritisch. Dadurch wird eine Umnutzung erschwert und das Angebot beispielsweise für mobilitätseingeschränkte Personen weiter verringert. Des Weiteren können ungenutzte private Stellplätze Besuchern zur Verfügung gestellt werden, um den öffentlichen Raum weiter zu entlasten und somit die Durchfahrt für Rettungskräfte sicherzustellen.

Die Gültigkeit dieses Antrags ist auf fünf Jahre begrenzt.

Eine neue Generation Politik

Vertreter des Jugendgemeinderates oder einer anderen Jugendvertretung sollen ein dauerhaftes Recht zur Stellungnahme in öffentlichen und nichtöffentlichen Gemeinderatssitzungen, beschließenden Ausschüssen und beratenden Ausschüssen sowie bei Ortschaftsratssitzungen ihres Teilortes bekommen.

Die Gültigkeitsdauer dieses Beschlusses nach § 18 Absatz 13 der Satzung der Jungen Liberalen Baden-Württemberg beträgt fünf Jahre.

Wildtiere sind keine Schaufensterpuppen – Einfuhr und Tierhaltung von nicht heimischen Wildtieren beenden

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern ein Verbot der Einfuhr und Haltung von Wildtieren aus nicht heimischen Ökosystemen. Dieses Verbot bezieht sich nicht auf Einfuhr und Haltung von Wildtieren, die dem Artenschutz dienen. Zusätzlich werden von dem Verbot Haus-, Nutz- sowie Zuchttiere ausgenommen, sofern sichergestellt werden kann, dass alle Tierschutzmaßnahmen eingehalten werden und die artgerechte Tierhaltung sichergestellt ist.

Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf zehn Jahre beschränkt.

Uber möglich machen

Die Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern, dass zur gewerblichen Beförderung von bis zu acht Personen im PKW kein Personenbeförderungsschein und keine Taxikonzession erforderlich ist. Eine Verwendung von privat genutzten PKW soll möglich sein, wobei ein ausreichender Versicherungsschutz für gewerbliche Personenbeförderung sicherzustellen ist. Kommunale Rechtsverordnungen über den Taxibetrieb sollen explizit nur bei Taxen Anwendung finden und nicht für andere gewerbliche Personenbeförderungsdienstleister gelten.

Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf 5 Jahre beschränkt.

Eine Fahrt, ein Ticket – deutschlandweit

1Die verkehrsverbundübergreifende Buchung von Fahrkarten ist häufig für den Bürger unübersichtlich und nicht über eine zentrale Buchungsplattform möglich; die Überwindung der „letzten Meile“ oft erst am Zielort planbar.

Wir Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern, dass jeder öffentlich (teil-)finanzierte Mobilitätsanbieter eine offene Programmierschnittstelle zur Fahrplanauskunft und Buchung zur Verfügung stellen muss. Über diese muss jedes Ticket, welches anderswo gebucht werden kann, verfügbar und höchstens zum gleichen Preis buchbar sein.

Dies soll eine deutschlandweite barrierefreie Buchung von Haustür zu Haustür ermöglichen und so für Bürger die Verkehrswende noch attraktiver machen.

Die Gültigkeit des Beschlusses ist auf 5 Jahre beschränkt.